7. November 2022

Coaches im E-Sport – Keine Gewerbesteuer?

Wer als Coach im E-Sport Geld verdient, muss dieses versteuern. Wie Coaches steuerlich zu behandeln sind, ist aber nicht ganz klar. Führen Coaches „unterrichtende Tätigkeiten“ aus und sind sie daher als Freiberufler wie Ärzte, Architekten und Anwälte zu behandeln? Oder handelt es sich um Gewerbetreibende, die auch Gewerbesteuer zahlen müssen? In einem Gastbeitrag gibt der Steuerexperte Vassilios „Billi“ Christou Aufschluss.

Lesedauer ca. 5 Minuten (940 Wörter)

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Es ist immer im Hinterkopf eines Selbständigen. Die Steuer. Bei manchen Berufen ist jedoch nicht immer sofort klar, wie die Einnahmen und Ausgaben versteuert werden und zu welcher Einkunftsart sie gehören. Auch Coaches im E-Sport treffen auf dieses Problem. Ambitionierte Coaches bekommen monatlich teils hohe Gehälter und auf das Jahr gerechnet kann es hierbei zu enormen steuerlichen Verpflichtungen kommen.

Doch ist ein Coach im E-Sport immer gewerblich? Warum ist er kein Freiberufler? Und welche Vor- oder Nachteile bestehen, wenn Sie doch Freiberufler sind? Klar ist zumindest, dass die freiberufliche Tätigkeit vorteilhafter ist als die gewerbliche. Diese und weitere Fragen werden in diesem Blogbeitrag erläutert.

Coach im E-Sport: Gewerbe oder freiberuflich?

Nach §18 Absatz 1 Nr. 1 Einkommensteuergesetz ist ein Beruf, der selbstständig ausgeübt wird, eine freiberufliche Tätigkeit. Unter anderem zählt dazu die ebenfalls für Coaches im E-Sport elementare „unterrichtende Tätigkeit“. Es gibt also einen gesetzlich genannten Tätigkeitsbereich, in den Coaches fallen. Dennoch ist immer noch unklar, ob es sich bei der Arbeit von Coaches um eine freiberufliche Tätigkeit handelt.

Aus dem Gesetz ist nicht klar ersichtlich, was unter „unterrichtende Tätigkeit“ zu verstehen ist. Der Bundesfinanzhof hat sich hiermit im Jahr 1996 eingehend auseinandergesetzt. Die Richter sagten:

Unterricht im Sinne des Einkommenssteuergesetzes ist die Vermittlung von Wissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Handlungsweisen und Einstellung in organisierter und institutionalisierter Form.“

„Organisiert und in institutionalisierter Form“ bedeutet vereinfacht, dass für den Unterricht ein schulmäßiges Programm erforderlich ist, dass für die Vermittlung der Kenntnisse notwendig ist. Auf den ersten Blick werden Coaches im E-Sport hiervon durchaus erfasst. Es gilt jedoch Obacht.

"Coaches erzielen gewerbliche Einkünfte"

Ein E-Sportcoach wird seine Trainingseinheiten in der Regel nicht in organisierter und institutionalisierter Form erteilen. Zudem wird sich der Trainer auf die Fähigkeiten und Bedürfnisse des zu trainierenden Teams einstellen und dementsprechend auch seine Einheiten anpassen und entwickeln. Spätestens hierbei ist klar, dass es sich nicht mehr um eine Lehrtätigkeit handelt, sondern um eine beratende Tätigkeit. Eine beratende Tätigkeit ist aber nicht freiberuflich, sondern gewerblich.

Als erstes Zwischenergebnis kann demnach festgehalten, dass Coaches im E-Sport gewerbliche Einkünfte erzielen. Es gibt jedoch einen Weg, die Einnahmen dennoch als selbstständige Arbeit zu versteuern und damit als freiberuflich zu behandeln. Die Tatbestandsmerkmale für die „unterrichtende Tätigkeit“ sind erfüllt, wenn der Trainer ein Programm durch seine Fachkenntnisse entwickelt und sich an einem fertigen Lehrkonzept bedient, was er seinen Kunden vermittelt. Daraus resultiert, dass Sportler zum Coach kommen müssen, um eine bestimmte Einheit zu bekommen, die nicht an die Fähigkeiten des Sportlers angepasst sind.

Was, wenn ich beides mache?

Ein E-Sporttrainer wird in der Regel ein oder mehrere Teams trainieren. Wenn er eine Trainingseinheit entwickelt hat, die er jeden Samstagabend vorträgt, könnte eine sog. Mischtätigkeit entstehen. D. h., dass der Coach hierdurch gewerbliche als auch freiberufliche Einnahmen erzielt.

 

Es ergeben sich zwei mögliche Lösungen für dieses Szenario:

 

  1. Der Coach trennt jeden Bereich akribisch ab. Er hat zwei Unternehmen. Dies ist häufig mit viel Arbeitsaufwand verbunden, denn der Coach muss zwei Buchhaltungen erstellen. Auch müssen die Rechnungen aufgeteilt werden, zusammen mit den anfallenden Aufwendungen und Kosten.
  2. Der Coach deklariert alle Einnahmen als gewerbliche Einkünfte. Dies ist, solange der Gewinn unter 24.500€ bleibt, nicht nachteilhaft. Er erspart sich zudem einen enormen bürokratischen Aufwand.

Grundsätzlich sollte jeder Coach seinen Fall von Fachpersonal überprüfen lassen umso die optimale Lösung und zu finden.

Welche Vor- und Nachteile gibt es?

Es gilt abschließend zu klären, welche Verpflichtungen auf den Coach zukommen und wie gravierend die Unterschiede zwischen dem Freiberufler und dem Gewerbetreibenden tatsächlich sind. Klar ist, dass die freiberufliche Tätigkeit deutlich mehr Vorteile hat als die gewerbliche Tätigkeit.

Die Vorteile einer Gewerbeanmeldung sind sehr überschaubar. Bis auf die Sicherheit, dass man bei einer Mischtätigkeit auf der sicheren Seite steht, gibt es weitestgehend eher mehr Nachteile.

Die Nachteile einer Gewerbeanmeldung:

  • Sobald man einen Jahresgewinn von 24.500€ erzielt, wird man gewerbesteuerpflichtig. Daraus ergeben sich zuzüglich Kosten durch die zu zahlende Gewerbesteuer, die möglichen Vorauszahlungen als auch die steigende Rechnung des Steuerberaters.
  • Ab einem Gewinn von 5.200€ muss ein Gewerbetreibender Mitglied bei der IHK werden und einen Beitrag bezahlen, der abhängig von den vorangegangenen Umsätzen berechnet wird.
  • Grundsätzlich erstellt ein Unternehmer am Jahresende eine Einnahmen-Überschuss-Rechnung. Sobald jedoch der jährliche Umsatz 600.000€ übersteigt oder der Gewinn über 60.000€ liegt, muss eine Doppelte Buchführung (Bilanz) erstellt werden. Auch dies bedeutet für den Unternehmer höhere Kosten durch den Steuerberater.

Kommen wir nun zu den Vor- und Nachteilen der freiberuflichen Tätigkeit.

Die Vorteile einer freiberuflichen Tätigkeit:

  • Es gibt keine Gewerbepflicht. Simpel erklärt bedeutet dies, dass man kein Gewerbe anmelden muss. Dementsprechend muss dann auch keine Gewerbesteuer oder mögliche Vorauszahlung geleistet werden. Auch die Abgabe einer Gewerbesteuererklärung fällt weg. Die Tätigkeit muss beim zuständigen Finanzamt durch das Ausfüllen des „Formulars zur steuerlichen Erfassung“ angemeldet werden.
  • Ein Freiberufler muss kein Mitglied bei der IHK werden.
  • Selbst bei einem hohen Gewinn oder einem hohen Umsatz muss keine Bilanz erstellt werden. Der Freiberufler muss lediglich eine Einnahmen-Überschuss-Rechnung erstellen.

Die Nachteile einer freiberuflichen Tätigkeit

  • Der Coach muss darauf achten, dass es zu keinen Mischtätigkeiten kommt. Sollte der Fall eintreten muss eventuell ein Gewerbe angemeldet werden.

Fazit

Alles in allem kann man sagen, dass ein Coach im E-Sport steuerliche Einkünfte aus Gewerbebetrieb erzielt. Es gibt auch die Möglichkeit, Einnahmen aus selbstständiger Arbeit zu erzielen, jedoch sind diese an minutiöse Forderungen gebunden. Die Ausnahme bestätigt die Regel. Wer aber auf der sicheren Seite stehen möchte, holt sich Rat von einem Steuerberater.

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Der Autor, Vassilios Christou, ist Steuerexperte in einer mittelständischen Kanzlei in Neustadt am Rübenberge.

Du interessierst Dich für das Thema E-Sport? Dann nimm gerne unter info@e-sportrecht.de Kontakt zu mir auf. Bei Bedarf halte ich auch Vorträge zu diesem und anderen Themen im E-Sport. Komm‘ einfach auf mich zu!

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