Zu sehen ist eine dunkle Halle, die mit Zuschauerrängen ausgestattet ist. Auf den Rängen sitzen Menschen, die auf eine Bühne schauen, die am Ende der Halle aufgebaut ist. Auf der Bühne spielen zwei E-Sport-Teams gerade ein Spiel gegeneinander, das auf einem großen Bildschirm in der Mitte über der Bühne auf einer riesigen Leinwand angezeigt wird.

4. August 2025

Esports World Cup – Wie umgehen mit Saudi-Arabien?

Bereits zum 2. Mal wird in Riad der Esports World Cup ausgetragen. Hierbei handelt es sich um das größte E-Sport-Event der Welt. Doch der Esports World Cup ist nur ein Teil etwas Größerem: Im Zentrum steht die saudi-arabische Strategie „Vision 2030“. Was die Vision 2030 bedeutet, welche Vorteile und welche Nachteile mit einer Beteiligung an den Events für deutsche Stakeholder verbunden sind und wie nun der korrekte Umgang mit Saudi-Arabien aussieht, steht in diesem Beitrag.

Lesedauer: 4 Minuten (ca. 890 Wörter)

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Die großen Scheinwerfer des internationalen E-Sports sind derzeit auf Riad gerichtet. In der saudi-arabischen Hauptstadt findet seit dem 8. Juli – und noch bis zum 24. August 2025 – zum zweiten Mal der Esports World Cup („EWC“) statt. Ausgespielt werden die Meister unter den besten E-Sportlern und -Teams in 25 verschiedenen Disziplinen wie Valorant, StarCraft2, League of Legends oder PUBG. Auch Schach wird gespielt. Der EWC ist eine Mehrfachveranstaltung, ähnlich wie die sog. Finals, die zuletzt vom 31. Juli – 3. August 2025 in Dresden stattfanden. Hier wurden die jeweiligen (deutschen) Meisterschaften der verschiedenen Sportverbände gebündelt ausgetragen.

Bei dem EWC handelt es sich um das größte E-Sport-Event der Welt. Das Preisgeld beträgt insgesamt 70 Mio. US-Dollar, wovon allein der Hauptpreis, die Club Championship, auf 7 Mio. US-Dollar dotiert ist. Finanziert wird das Event durch den saudi-arabischen Staatsfonds Public Investment Fund („PIF“). Das Land hat den PIF im Jahr 2021 aufgestellt und investiert unter der Strategie „Vision 2030“ seitdem Milliarden in medienwirksame Plattformen wie den Sport oder E-Sport. Doch das neue Engagement gefällt nicht jedem. In der deutschen E-Sport-Branche wird öffentlich darüber diskutiert, wie mit dem neuen globalen Player umgegangen werden soll.

Saudi-Arabiens Strategie "Vision 2030"

Der EWC ist Teil der saudi-arabischen Strategie Vision 2030. Das Land verfolgt damit das Ziel, sich unabhängiger vom Erdölexport zu machen, da Öl als Auslaufprodukt gilt. Als Branchen der Zukunft setzt die saudi-arabische Regierung u. a. auf Tourismus und neue Technologien. Hierzu wird auch der E-Sport gezählt. Mit der Vision 2030 möchte Saudi-Arabien seine Reputation im In- und Ausland verbessern. Diese hat in den letzten Jahren wegen anhaltender Berichte über Menschenrechtsverletzungen stark gelitten. Um sein Ansehen aufzupolieren, investiert Saudi-Arabien eine Menge Geld.

Weiterer Bestandteil der Vision 2030 sind neben dem EWC auch die Olympischen E-Sport Spiele. Nach den letzten Informationen werden diese erstmalig im Jahr 2027 in Riad ausgetragen. Veranstalter ist das Internationale Olympische Komitee, das zusammen mit Saudi-Arabien kooperiert. Der Staat verstärkt sein Engagement auf der internationalen Bühne des E-Sports enorm. Allerdings gibt es an den Investitionen auch Kritik. Diese wurde – gerade aus der deutschen E-Sport-Branche – zuletzt wieder lauter.

Vorwurf des "eSportwashing"

Im Kern der Kritik steht der Vorwurf, Saudi-Arabien betreibe ein eSportwashing, um sein Ansehen aufzubessern. Der Staat habe kein authentisches Interesse an der Sache „E-Sport“ an sich, sondern verfolge lediglich die eigenen Interessen. Wegen der vielen zusätzlichen Finanzmitteln am Markt ließen sich wichtige Akteure weltweit vor den Karren Saudi-Arabiens spannen, so eine mögliche Zusammenfassung der zum Teil erheblichen Kritik. In Deutschland wird besonders die passive Haltung der E-Sport-Community thematisiert. Saudi-Arabiens Einstieg in den E-Sport sei nicht mit den deutschen Werten vereinbar.

Diese Kritik ist nachvollziehbar und berechtigt. Um jedoch eine ausgewogene Bewertung zum korrekten Umgang mit Saudi-Arabien zu treffen, müssen auch die Vorteile einer möglichen Beteiligung in die Entscheidung einbezogen werden. Nachfolgend werden daher einige Vorteile aufgezeigt:

  • Finanzielle Unterstützung für unterfinanzierte E-Sport-Organisationen
  • Professionalisierung und mehr globale Sichtbarkeit für den E-Sport
  • Strahlkraft für die Branche, jedoch primär auf Profiteams beschränkt

Jeder potenzielle Stakeholder muss für sich die Vor- und Nachteile einer Teilnahme am EWC oder an den Olympischen E-Sport Spielen selbst bewerten. Eine pauschale Antwort verbietet sich. Das würde der Komplexität, die der Entscheidung zu Grunde liegen, nicht gerecht werden. So können die Gesamteinnahmen aus den Wettbewerben so mancher E-Sport-Organisation das wirtschaftliche Leben verlängern, was im Ergebnis dem gesamten Wettbewerb zugutekäme. Diese weitreichenden Überlegungen führen zwangsläufig zu einer differenzierenden Betrachtungsweise.

Positive Effekte, um Engagement zu rechtfertigen

Die wirtschaftliche Perspektive ist jedoch nur ein Maßstab (von mehreren), anhand dessen beantwortet werden kann, wie die deutsche Branche mit dem Engagement von Saudi-Arabien umgehen soll. Eine andere Sichtweise könnte darin liegen zu fragen, welche Auswirkungen sich aus den Investitionen für den deutschen E-Sport ergeben. Relevant ist dabei sicherlich, inwieweit die gesamte Branche profitieren kann und nicht nur einzelne professionelle Teams.

Ein wenig kraftlos wirkt es hingegen, wenn das Vorgehen Saudi-Arabiens lediglich daran gemessen werden soll, ob sich das Engagement negativ auf den deutschen E-Sport auswirkt. Denn das dürfte nur selten der Fall sein. In Anbetracht der doch belastbaren Berichterstattungen über Menschenrechtsverletzungen muss hier ein höherer Maßstab angesetzt werden. Vielmehr bedarf es nachweislich positiver Effekte für den deutschen E-Sport, um das saudi-arabische Engagement rechtfertigen zu können.

Fazit: differenzierte Betrachtung

Als Ergebnis ist festzuhalten, dass die Frage zum korrekten Umgang der deutschen E-Sport-Akteure mit Saudi-Arabien nicht pauschal zu beantworten ist. Es sollte daher eine differenzierte Betrachtungsweise eingenommen werden. Jeder betreffende Stakeholder muss für sich die Vor- und Nachteile identifizieren, analysieren und mit den individuellen Bedürfnissen und Interessen abwägen. Wenn konkrete Vorteile erkennbar sind, sollte eine Beteiligung möglich sein, ohne sich vor der Community politisch oder moralisch angreifbar zu machen. Das gilt insbesondere für die Situation, wenn ein wirtschaftliches Überleben einer E-Sport-Organisation ohne die Finanzmittel aus Saudi-Arabien nicht gewährleistet werden kann.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang noch, dass das Engagement Saudi-Arabiens stetig kontrolliert und neu bewertet wird. Zu erheblich sind die Vorbehalte, die den neuen globalen Player begleiten.

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Dr. Oliver Daum, Anwalt im E-Sport (Kiel), Fachanwalt IT-Recht, Datenschutzbeauftragter (IHK), IT-Sicherheitsbeauftragter (IHK)

*Du bist Funktionär, Politiker oder Verantwortlicher und hast Fragen zur E-Sportpolitik? Dann nimm gerne unter info@e-sportanwalt.de Kontakt zu mir auf. Bei Bedarf halte ich auch Vorträge zu diesem und anderen Themen im E-Sport. Komm‘ einfach auf mich zu!

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