Seit es der E-Sport 2018 erstmals in einen Koalitionsvertrag der Bundesregierung schaffte, ist viel passiert. Immerhin sind seitdem 5 Jahre vergangen. Zuständig für die Förderung des E-Sports sind jedoch die Bundesländer. Und die Wahrheit ist, dass sich hier insgesamt wenig tut. Welches Bundesland den E-Sport (wie) fördert und wer sich gar nicht mit dem Thema befasst, steht in diesem Beitrag.
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Als der E-Sport es im Jahr 2018 erstmals in einen Koalitionsvertrag des Bundes geschafft hatte, waren die Hoffnungen groß: Von Anerkennung des E-Sports war die Rede sowie von weiterer Unterstützung. Heute wissen wir, dass sich weder die letzte noch bisher die aktuelle Regierung auf eine Herangehensweise in Sachen E-Sport einigen konnte. Das Ergebnis ist, dass der elektronische Sport immer noch nicht gemeinnützig ist. Zwar gibt es auf Bundesebene eine Games-Förderung, die auch E-Sport erfasst, allerdings kam dabei bislang nichts Zählbares heraus.
Und wie sieht es demgegenüber auf Länderebene aus? Haben die Politiker ein offenes Ohr für den E-Sport? In der Zeit von 2018 bis 2020 fanden in Deutschland 7 Landtagwahlen statt: in Bayern, Hessen, Bremen, Brandenburg, Sachsen, Thüringen und Hamburg. Doch überraschenderweise fand E-Sport in keinen(!) der anschließenden Koalitionsverträge Eingang. Es hatte den Anschein, als gäbe es den E-Sport gar nicht.
Im Jahr 2021 wurde dieser negative Lauf aber nur noch von Baden-Württemberg fortgesetzt. Denn in allen anderen Koalitionsverträgen des Superwahljahres 2021 fand der E-Sport hingegen Berücksichtigung. Das galt für die Länder Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Berlin. 2022 gesellte sich auch Niedersachsen zum offiziellen Kreis der Befürworter. Im Saarland wiederum wurde der E-Sport offenbar vergessen. Ebenfalls noch im Jahr 2022 bestätigten Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein ihre unlängst bekannte Unterstützerrolle. Nach 16 Landtagswahlen hat es der E-Sport also in immerhin 7 Koalitionsverträge geschafft.
Damit lässt sich ein erfreulicher Trend ausmachen: Von den letzten 8 Landtagswahlen fand E-Sport in 7 Koalitionsverträgen Erwähnung. Das zeigt, dass der elektronische Sport mittlerweile in den Köpfen der Landespolitiker angekommen ist. Allerdings sagt diese Entwicklung nichts über die Fördermentalität der Bundesländer aus. Denn diese ist tatsächlich noch mau.
Nach meinen Recherchen gibt es gegenwärtig nur in Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein eine öffentliche E-Sport-Förderung. Zugegebenermaßen wird auch in anderen Länderparlamenten wie dem Saarland oder Niedersachsen über eine Förderung diskutiert. Doch bleibt es dabei, dass der E-Sport in 13 von 16 Fällen keine tatkräftige Unterstützung erhält. Unter den Newcomern der Befürwortern bleibt insbesondere Rheinland-Pfalz hinter den geweckten Erwartungen zurück, wenn es im Koalitionsvertrag (2021) heißt:
„Wir werden dafür werben, dass E-Sport in den Sport integriert und auf Bundesebene als gemeinnützig anerkannt wird. Dazu bedarf es eines Abbaus von Ressentiments, klarer Definition von Begriffen und einer offenen Herangehensweise.„
Bisher gab es jedoch keine Herangehensweise an das Thema, die hörbar war.
Aber wie könnte eine Förderung des E-Sports auf Landesebene konkret aussehen? Die drei Förderländer Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein zeigen, dass es hierzu durchaus verschiedene Ansätze geben kann. In Sachsen-Anhalt beispielsweise wurde der E-Sport Hub (Link) ins Leben gerufen. Hierbei handelt es sich primär um Wirtschaftsförderung: Unternehmen der Region finden dort kompetente Ansprechpartner, wenn sie E-Sport im Marketing oder Recruitment einsetzen wollen.
Anders ist es in NRW. Dort wurde 2020 ein 3-jähriges Modellprojekt initiiert. Das Ziel ist es, verschiedenen Trägern Konsolen und andere Hardware auszugeben, um gleichzeitig wissenschaftliche Erkenntnisse über den E-Sport zu gewinnen. Ein neues Projekt wiederum ist die Esports Academy NRW (Link). Das ist eine Bestenförderung einzelner E-Sportler/Innen aus NRW – vergleichbar mit einer Landesauswahl. Die operative Durchführung liegt bei der esports player foundation GmbH aus Köln, deren alleinige Gesellschafterin übrigens der game – Verband e. V. aus Berlin ist.
Fördergelder können aber auch gezielt in den Aufbau von E-Sport-Strukturen fließen. Dieser Ansatz wird mittlerweile seit Jahren in Schleswig-Holstein praktiziert. Sport- und andere Vereine können so Landesmittel für die Einrichtung von E-Sporträumen beantragen. Darüber hinaus werden in SH gerade 4-5 regionale E-Sportzentren gegründet, mit dem LEZ.SH (Link) an der Spitze. Dieses Pyramiden-System hat zwei Ziele: die Schaffung von Anlaufstellen für Interessierte und eine erfolgreiche Bestenförderung der E-Sportler/Innen in SH.
Ungeachtet der Förderung auf Landesebene existieren auch Lichtblicke auf kommunaler Ebene. Zu nennen ist hier beispielsweise der eSport-Hub Solingen (Link), der ebenfalls öffentlich (teil-)finanziert ist. Genauso wie in Sachsen-Anhalt, sehen sich die Solinger als Ansprechpartner für interessierte Unternehmen, bieten zusätzlich aber u. a. auch eine Gründerberatung an.
Gleichwohl machen Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein vor, welche konkreten Fördermaßnahmen ergriffen werden können. Diese lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Mit diesem Ergebnis dürfte feststehen, dass die Förderung des E-Sports in den o. g. 13 Fällen nicht aufgrund von Ideenlosigkeit scheitert. Vielmehr liegt es nahe, dass das Haupthindernis im mangelnden Gestaltungswillen der Landespolitiker begründet liegt. Doch der Druck steigt, der weiter zunehmenden gesellschaftlichen Bedeutung des E-Sports künftig gerecht zu werden.
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Dr. Oliver Daum, Anwalt im E-Sport (Kiel), Fachanwalt IT-Recht, zertifizierter Datenschutzbeauftragter (IHK Kiel)
*Du bist Politiker oder Funktionär im E-Sport und interessierst Dich für die Förderung des E-Sports? Oder Du möchtest Dich hierzu austauschen? Dann nimm gerne unter info@e-sportrecht.de Kontakt zu mir auf. Bei Bedarf halte ich auch Vorträge zu diesem und anderen Themen im E-Sport. Komm‘ einfach auf mich zu!