14. März 2022

E-Sport-Check zur Landtagswahl 2022 in SH

Im Mai 2022 finden in Schleswig-Holstein wieder Landtagswahlen statt. Damit werden auch die Karten in Sachen E-Sport-Förderung neu gemischt. Ich habe mir daher die Wahlprogramme der Parteien etwas genauer angeschaut. Welche Partei hat was wie vor? Fans des elektronischen Sports, die noch nicht wissen, wen er/sie wählen sollen, finden hier Antworten.

Lesedauer ca. 5 Minuten (920 Wörter)

Am 8. Mai 2022 wird in SH ein neuer Landtag gewählt. Wer sich im E-Sport auskennt, weiß, dass der elektronische Sport bei uns seit Jahren politisch stark gefördert wird. Die dadurch entstandene bundesweite Vorreiterrolle der E-Sport-Förderung gilt es auch in der kommenden Legislaturperiode zu halten und ggf. sogar auszubauen. Daher dürfte die Wahl auch über die Grenzen von SH hinaus interessant sein. Schließlich wird mit Nordrhein-Westfalen am 15. Mai 2022 in einem weiteren E-Sport-Förderland neu gewählt.

Einen möglichen Blick in die Zukunft des E-Sports geben die Wahlprogramme der Parteien. Deren Veröffentlichung habe ich deshalb mit Spannung erwartet. Mittlerweile konnte ich in alle Programme der bekanntesten Parteien einen Blick werfen – fast alle. Eine Partei konnte mir, selbst auf Nachfrage, leider keine Angaben machen. Dennoch ist das Ergebnis meiner Recherchen aussagekräftig. Es zeigt u. a., wie es mit dem E-Sport in SH weitergehen könnte und auch, wie die Parteien ihn sehen.

E-Sport "nur" Wirtschaftsfaktor

Das Bedauerliche vorweg. Mit der Linken und der AfD gibt es gleich zwei Parteien in Schleswig-Holstein, die den E-Sport nicht in ihre Wahlprogramme aufgenommen haben. Sie haben also keinen Plan entwickelt, wie mit der vorhandenen Landesförderung und den mühsam aufgebauten Strukturen künftig umgegangen werden soll. Das ist deshalb bedauerlich, weil die gesellschaftliche Bedeutung des E-Sports offensichtlich völlig verkannt wird. Der Grund hierfür lässt sich nur erahnen. Da jedoch beide Parteien bereits in der Vergangenheit mit dem E-Sport fremdelten (Link), liegt ein Mangel an Aufklärung nahe.

Sich dem E-Sport angenommen hat hingegen die SPD. Im aktuellen Wahlprogramm heißt es dazu u. a.:

„Er [E-Sport] interessiert viele Zuschauer*innen und ist inzwischen auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. [] Wir werden die Entwicklung des E-Sport in Schleswig-Holstein fördern. Eine öffentliche Förderung muss allerdings auch weitere Kriterien erfüllen.“

Die Passage verrät mehr über die Haltung der SPD zum E-Sport als ihr lieb sein dürfte. Positiv ist zwar, dass der E-Sport weiter gefördert werden soll. Allerdings bleibt es vage, wie die Förderung konkret aussehen soll. Zudem wird der elektronische Sport lediglich als „Wirtschaftsfaktor“ gesehen, wodurch seine gesellschaftliche Bedeutung (Link), insbesondere was Inklusion oder interkulturelle Begegnung angeht, unterschätzt wird. Damit hat die SPD ihre grundlegende Skepsis gegenüber dem E-Sport verbrieft.

Eigene Kapitel bei SSW und Grünen

Dass es besser geht, zeigt der SSW (Südschleswigsche Wählerverband). Der SSW zählt zu den stärksten Befürwortern und Förderer des E-Sports in SH. Das Wahlprogramm räumt ihm in einem eigenen Kapitel auch entsprechend viel Platz ein. Die Vorhaben sind u. a.:

  • Anerkennung der Gemeinnützigkeit des E-Sport
  • Förderung zum Aufbau einer transparenten, professionellen und mehrstufigen Liga- und Turnierstruktur
  • Schaffung der E-Sport-Akademie zwecks wissenschaftlicher Begleitung

Zwar existiert auf Bundesebene kein Förderprogramm, wie in dem Wahlprogramm des SSW irrig angenommen wird. Aber der SSW hat die Potentiale, Chancen und Bedürfnisse des E-Sports erkannt und spricht sich sogar für den Anhebung der vorhandenen Fördermittel aus.

Ähnlich umfassend ist erfreulicherweise auch das Wahlprogramm der Grünen, das dem E-Sport ebenfalls ein eigenes Kapitel gewidmet hat. Hervorzuheben ist zunächst folgender Satz:

In Teilen der Gesellschaft hat der E-Sport noch mit fehlender Akzeptanz und Anerkennung sowie Vorurteilen zu kämpfen.

Damit zeigen die Grünen nämlich, dass sie ihren Absichten in puncto E-Sport durchaus ein realistisches Fundament unterlegt haben. Das ist nicht immer selbstverständlich. Jedenfalls möchte die Partei des Weiteren u. a. diese Punkte erreichen:

  • Anerkennung der Gemeinnützigkeit auf Bundesebene
  • Finanzierung des E-Sport-Verbandes SH
  • Ausbau von Strukturen zur Suchtprävention und Medienpädagogik

Die Grünen sind gegenwärtig noch in der sog. Jamaika-Koalition und zeichnen sich damit für die bisherigen Fördermaßnahmen mitverantwortlich. Aus der Perspektive des E-Sports kann man sich nur wünschen, dass es so bleibt.

E-Sport als Jugendkultur

Auch der große Koalitionspartner, die CDU, nimmt sich dem E-Sport in ihrem Wahlprogramm an. Schließlich hatte sie maßgeblichen Anteil daran, dass es im Land überhaupt die erfolgreiche E-Sport-Förderung gab und spricht sich auch weiterhin dafür aus. Konkret heißt es z. B. weiter:

Wir planen eine E-Sports-Akademie und unterstützen große E-Sports- und Gaming-Events im Land. [] Ferner setzen wir uns im Bund weiter dafür ein, dass eine E-Sport-Sparte im Sportverein die Gemeinnützigkeit nicht infrage stellt.

Die CDU hält u. a. an der Schaffung der E-Sport-Akademie fest. Das ist bemerkenswert, da sie hierzu die vergangenen Jahre bereits die Gelegenheit hatte und die Gründe, warum es nicht so gekommen ist, nicht an die Öffentlichkeit weitergegeben wurden. Kritisch anzumerken ist, dass die Partei den elektronischen Sport als „Jugendkultur“ einstuft. Denn das lässt die vielen Erwachsenen E-Sportler außer Acht und eröffnet die falsche Perspektive. Gepunktet wird damit, dass die CDU zwischen Gaming und E-Sport unterscheidet.

Förderung sieht weiter gut aus

Anhand der Wahlprogramme, und auch des bekannten Standpunkts der hier fehlenden Partei, kann zusammenfassend festgestellt werden, dass es gut aussieht mit der Fortsetzung der Förderung des E-Sports in SH. Einzig eine Koalition zwischen den Linken und der AfD würde dieses Ergebnis in Frage stellen. Doch diese Koalition wäre in SH höchst unwahrscheinlich.

Wer nun noch unentschlossen ist, wo er/sie am 8. Mai 2022 sein Kreuzchen machen soll, der ist mit dem SSW, den Grünen und der CDU gut beraten – und mit Abstrichen auch bei der SPD gut aufgehoben. Für mich hingegen bleibt spannend, welche Mittel die neue Regierung ergreifen wird, um die nationale Vorreiterrolle von SH in Sachen E-Sport zu verteidigen.

Dr. Oliver Daum, Anwalt im E-Sport (Kiel)

*Du bist E-Sportler, Politiker oder interessierst Dich sonst für das Thema E-Sportpolitik? Dann nimm gerne unter info@e-sportrecht.de Kontakt zu mir auf. Bei Bedarf halte ich auch Vorträge zu Themen des E-Sports. Komm‘ einfach auf mich zu!

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