Wenn es um E-Sport geht, ist Schleswig-Holstein bundesweiter Spitzenreiter. Nirgendwo anders wird der elektronische Sport stärker gefördert als im Land zwischen den Meeren. Die Wahl des Landtages in SH vor gut einer Woche wurde daher über die Landesgrenzen hinaus mit Spannung erwartet. Dieser Beitrag wagt einen Blick in die Zukunft und stellt 6 konkrete Forderungen an Daniel Günthers neue Regierung.
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Am 8. Mai 2022 hat Schleswig-Holstein einen neuen Landtag gewählt. Nach der CDU mit 43 % wurden die Grünen mit 18 % zweitstärkste Kraft vor der SPD (16 %). Die FDP landete mit 6 % auf dem vierten Platz, dicht gefolgt vom SSW, der 5 % holte. Der amtierende – und wohl auch zukünftige – Ministerpräsident, Daniel Günther (CDU), hat bereits angekündigt, mit den Grünen und der FDP die Jamaika-Koalition fortsetzen zu wollen. Das sind gute Neuigkeiten. Schließlich hat die Jamaika-Koalition den E-Sport bereits in den vergangenen 5 Regierungsjahren stark gefördert.
Somit wurden schon über 1,5 Mio. Euro in den Aufbau von Strukturen in SH investiert. Begünstigt wurden u. a. Vereine, das LEZ.SH sowie der E-Sport-Landesverband. Mit der Schaffung von regionalen Leistungszentren und einer „Landesauswahl“ sind längst zusätzliche Projekte vielversprechend angestoßen worden (Link). Und auch in den kommenden Jahren sind weitere Fördermittel für den E-Sport zu erwarten. Denn laut ihrer Wahlprogramme stehen die Jamaika-Koalitionäre – wenn es denn wieder Jamaika wird – dem elektronischen Sport wohlwollend gegenüber (Link). Zeit also, der neuen Regierung um Daniel Günther 6 konkrete Forderungen in Sachen „E-Sport“ mit auf den Weg zu geben:
Die erste Forderung betrifft eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Gefordert wird, dass sich die Politik öffentlich zum E-Sport bekennt. Das ist von grundlegender und nicht zu unterschätzender Bedeutung. Denn hierdurch würde nicht nur der Gesellschaft ein Anreiz geschaffen, sich mit den Risiken und Chancen des E-Sports auseinanderzusetzen. Vielmehr könnte dies auch ein konstruktiver Beitrag zur Lösung des Konflikts zwischen traditionellem Sport (u. a. dem Landessportverband) und dem E-Sport sein.
Die zweite Forderung hat seinen Ursprung im Sommer 2018. Damals verkündete SH-Ministerpräsident Daniel Günther medienwirksam auf dem Waken Open Air die Errichtung einer eSport Academy. Diese sollte am Standort der Fachhochschule Westküste in Heide entstehen und bestimmte Aspekte des E-Sports wissenschaftlich begleiten. Doch seither ist es ruhig geworden um das Vorhaben. In der Landespolitik ist die eSport Academy aber noch nicht gänzlich vom Tisch – die Academy ist nie offiziell aufgegeben worden. Daher ist die neue Regierung aufgefordert, hier endlich für Klarheit zu sorgen.
Drittens bedarf der E-Sport in den kommenden Jahren einer finanziellen Förderung von ca. 250.000-300.000 € pro Jahr. Die bereitgestellten Gelder müssten zum Beispiel weiterhin in die Vereine zum Aufbau der Infrastrukturen im Land fließen. Begünstigte der Finanzmittel wären auch der Landesverband und das LEZ.SH zur Deckung ihrer betrieblichen Mittel. Kurzfristig müssten hier auch Personalmittel fest eingeplant werden, da das vorzügliche ehrenamtliche Engagement allein die zunehmenden Aufgaben nicht wird stemmen können.
In einem empfehlenswerten Beitrag über „Baustellen“ des E-Sports in SH wird zudem die interessante Forderung aufgestellt, dass die Frage der Projektleitung des LEZ.SH geklärt wird (Link).
Die vierte Forderung zielt auf die Planungssicherheit des E-Sports in SH ab. Um etwa den weiteren Aufbau der Strukturen, insbesondere die technische Ausstattung für die lokalen Anbieter, oder die fortwährende Austragung von Landesmeisterschaften sicherzustellen, ist eine Verstetigung der E-Sport-Finanzmittel im Landeshaushalt zu fordern. Die Verstetigung der Mittel würde bedeuten, dass die Akteure nicht Jahr für Jahr auf eine neue Förderung hoffen müssen, sondern mit einer bestimmten Fördersumme planen könnten.
Vor Kurzem hat das Kieler Innenministerium das „E-Sport-Team Schleswig-Holstein“ ins Leben gerufen. Es soll die
„erste Förderung von jungen Talenten auf einer Länderebene“ entstehen, die „den Talenten des Landes den Sprung in die nationale Elite„
ermöglichen soll (Link). Auch wenn diese Fördermaßnahme (wieder) sehr begrüßenswert ist, ist das Schicksal der Talente nach Abschluss des Auswahlprozesses und Bootcamps noch unklar. Da es bisher kein bundesweites Kräftemessen der Länder im E-Sport gibt, ist die neue Regierung aufgefordert, hier ein nachhaltiges Konzept zu entwickeln. Denn nur so ist gewährleistet, dass die SH-Landesauswahl im Wartemodus nicht im Sand verläuft.
Von der letzten Forderung würde der gesamte E-Sport in Deutschland profitieren. Die Regierung in SH soll sich auf Bundesebene für die Anerkennung der Gemeinnützigkeit des E-Sports einsetzen. Dazu bedarf es entweder einer Gesetzesänderung durch den Bundestag oder der Änderung eines bestimmten Erlasses durch das FDP-geführte Bundesfinanzministerium. Unabhängig davon, auf welcher rechtlichen Grundlage die Gemeinnützigkeit herbeigeführt wird, ist für dieses Ziel politische Überzeugungsarbeit zu leisten. Doch die Zahl der Befürworter des E-Sports auf Landesebene wächst, weshalb die Gemeinnützigkeit des E-Sports nur noch eine Frage der Zeit sein dürfte.
Der aufgestellte Katalog enthält keine Forderung, die praktischerweise nicht umsetzbar wäre. Gleichwohl bleibt es abzuwarten, welche Forderungen die neue Regierung in SH zum Ende ihrer Amtszeit erfüllt haben wird.
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Dr. Oliver Daum, Anwalt im E-Sport (Kiel)
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