esport förderung kiel schleswig-holstein anwalt rechtsanwalt

10. Januar 2022

SH als Vorbild im E-Sport

Das Land SH nimmt in der Förderung des E-Sports im bundesweiten Vergleich die Spitzenposition ein. Kein Bundesland öffnet sich gegenüber dem E-Sport so wie das Land zwischen den Meeren. Was macht SH anders oder besonders? Und: Kann die E-Sport-Förderung als Vorbild für andere Bundesländer dienen? Dieser Beitrag zeigt auf, was das Land in Sachen E-Sport alles unternimmt und was es sich das kosten lässt. 

Lesedauer ca. 4 Minuten (820 Wörter)

Förderung in SH startete 2019

Schon seit dem Jahr 2019 unterstützt das Land Schleswig-Holstein erfolgreich den E-Sport. Die Unterstützung beginnt mit einer grundsätzlichen Offenheit gegenüber dem elektronischen Sport und geht über die Bereitstellung finanzieller Mittel hin zu einem nachwirkenden Verantwortungsbewusstsein für das Geschaffene. Das Land zwischen den Meeren hat sich dem E-Sport committed.

Von den anderen Bundesländern sind bisher nur Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt ins Rennen eingestiegen (Link). Zwar schafft es der E-Sport immer mal wieder, in den Koalitionsverträgen der Länder Erwähnung zu finden. Aber handfeste Förderungen bleiben die Ausnahme. Doch dieser karge Befund macht zugleich deutlich, dass auf Länderebene noch großes Potential für den Elektrosport besteht. Daher stellt sich die Frage: Kann die E-Sport-Förderung in SH ein Vorbild sein für andere Bundesländer?

Was wurde bisher erreicht?

In den vergangenen Jahren hat SH in Sachen E-Sport viel richtig gemacht. Seit dem Beginn der Förderung im Jahr 2019 bis einschließlich 2021 wurden insgesamt mehr als 1.000.000 € in den E-Sport gepumpt – Tendenz steigend. Von dieser Summe entfiel der Großteil von ca. 660.000 € auf den Aufbau einer strukturellen Basis. Im Rahmen der E-Sport-Förderrichtlinie haben E-Sportvereine und traditionelle Sportvereine PCs und Konsolen angeschafft, Räume für den E-Sport eingerichtet und Personal geschult. Dabei wurden die bereitgestellten Finanzmittel bisher allesamt abgerufen, was die Förderung zu einem Erfolg macht.

Daher hat der Kieler Landtag letzten Monat beschlossen, dass dem E-Sport auch im Jahr 2022 Fördergelder in Höhe von 120.000 € bereitgestellt werden. Die abermalige Förderung hatte zudem einen positiven Nebeneffekt: Mit der in Folge wiederholten Bereitstellung von Finanzmitteln für den E-Sport trat eine Verstetigung im Landeshaushalt ein. Praktisch bedeutet das, dass es auch in den kommenden Jahren eine staatliche E-Sport-Förderung in SH geben wird.

Im Jahr 2022 stellt SH dem E-Sport insgesamt einen Betrag von ca. 442.000 € zur Verfügung. Nach den 120.000 € für die Vereinsförderung, erhalten der neu gegründete E-Sport Landesverband (EVSH) ca. 72.000 €. Mit den verbliebenen 250.000 € soll zudem der nächste Schritt im Aufbau des E-Sports in SH erfolgen.

Was kostet ein LEZ.SH?

Parallel zur E-Sport-Förderrichtlinie im Jahr 2019 wurden die Planungen für das Landeszentrum für eSport und Digitalisierung (LEZ.SH) aufgenommen. Das LEZ.SH ist bekanntlich das erste staatlich subventionierte E-Sportzentrum in Deutschland. Es soll Talentschmiede, Bildungsstätte und Anlaufpunkt für die interessierte Öffentlichkeit sein. Günstig ist ein LEZ jedoch nicht: Von 2019 bis 2021 hat es mehr als 440.000 € gekostet. Zusammen mit der Förderung der Vereine in Höhe von 660.000 € kommt damit der Gesamtförderbetrag von 1.000.000 € zustande.

Als nächster Schritt im Aufbau des E-Sports in SH soll in diesem Jahr die Errichtung von vier regionalen Leistungszentren beginnen (Link). Die E-Sportzentren werden geographisch zwischen den Meeren verteilt und können als Anlaufstelle für umliegende Vereine und Organisationen dienen. Möglich ist, dass die regionalen E-Sportzentren einer zentralen Verwaltung unterstellt würden, der auch das LEZ.SH als Pyramidenspitze untersteht. Für den Aufbau der vier E-Sportzentren als Mittelbau plant das Land SH mit den genannten 250.000 € – derzeit.

Das "System SH"

Idealerweise sähe das E-Sport-System in SH dann so aus: Die Basis und erste Stufe bilden die Vereine, die mittels der E-Sport-Förderrichtlinie entstehen bzw. weiter ausgebaut werden können. Darüber befinden sich die vier regionalen E-Sportzentren. Diese bilden die zweite Stufe für talentierte E-Sportler. Die talentiertesten E-Sportler der regionalen Zentren werden anschließend im LEZ.SH zusammengezogen und besonders gefördert – zu denken ist in diesem Zusammenhang beispielsweise an eine Landesauswahl. Dadurch entstünde ein pyramidenförmiges System der Leistungs- und Spitzenförderung, das auf Wettbewerbsfähigkeit ausgerichtet wäre.

Das Besondere am „System SH“ ist nun: Als 2019 die Gesamtförderung des E-Sports im Land begann, war die Basis an Vereinen dünn besiedelt und die Nachfrage nach Fördergeldern nicht groß. Trotzdem startete das Land den Aufbau von Strukturen mit dem LEZ.SH, das in dem System eigentlich die Schlussstufe bildete. In den Planungen der politischen Entscheidungsträger mussten die Vereine und der Mittelbau also nachziehen.

Top-Down war ein Wagnis

Die Planungen gingen auf. Zwar war das staatlich angeordnete und – zugegebenermaßen – ungewöhnliche Top-Down-Vorgehen ein Wagnis, das auch hätte schiefgehen können. Doch das LEZ.SH entfaltete die erhoffte Ausstrahlungswirkung und die Vereine nahmen die Förderrungen an. Die sich ankündigende Struktur des E-Sports im Land, Basis aus Vereinen – regionale E-Sportzentren – LEZ.SH – ist ein gutes Vorbild für andere Bundesländer.

Dabei zeichnen sich die weiteren Schritte bereits ab: Das Land SH muss dem E-Sport weiterhin eigene Mittel zur Verfügung stellen und so die Förderung aufrechterhalten. Zudem sollte punktuell nachjustiert werden, um professionelle Grundbedingungen sicherzustellen, die ein System der Leistungs- und Spitzenförderung erfordert.

Die Vereine und Organisationen sind aufgerufen, die Fördermittel zu beantragen und somit das E-Sportangebot weiter auszubauen. Nur durch eine standfeste Basis wird eine Pyramide getragen und können Talente entdeckt sowie Spitzensportler geformt werden.

Dr. Oliver Daum, Anwalt im E-Sport (Kiel)

*Du bist E-Sportler, Funktionär oder Entscheidungsträger und möchtest den E-Sport in Deinem Bundesland aufbauen? Dann nimm gerne unter info@e-sportrecht.de Kontakt zu mir auf. Bei Bedarf halte ich auch Vorträge zu Themen des E-Sports. Komm‘ einfach auf mich zu!

Facebook
XING
Twitter
LinkedIn

Leave a Comment