E-Sport-Förderung bleibt Ausnahme

Die Politiker erkennen mehr und mehr die Bedeutung des E-Sports für Gesellschaft und Wirtschaft. Auf Landesebene gibt es daher Programme zur Förderung des E-Sports. Doch diese bleiben die Ausnahme. Warum das so ist und welche Bundesländer den E-Sport fördern, steht in diesem Beitrag.

Lesedauer 5 Minuten (ca. 920 Wörter)

Der E-Sport hat für die Gesellschaft und Wirtschaft eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Denn E-Sportler und Gamer sind tendenziell IT-affin. Und IT-Affinität ist zur Bewältigung der Digitalisierung für Gesellschaft und Wirtschaft ein wichtiger Baustein. Dieser Befund ist mittlerweile durch eine wissenschaftliche Studie belegt (Link).

Unter Politikern haben sich die enormen Möglichkeiten des E-Sports inzwischen herumgesprochen. Umso erstaunlicher ist es da, dass es bislang keine flächendeckende Förderung in Deutschland gibt. Die Anerkennung des E-Sports als gemeinnützig (Link) wäre da ein erster Schritt in die richtige Richtung. Aber eine staatliche E-Sport-Förderung bleibt die Ausnahme …

… warum?

Die Gründe, warum es in Deutschland der Förderung des E-Sports so schwer gemacht wird, sind einfach: Zu denken ist in erster Linie an den Widerstand der klassischen Sportverbände wie der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB). Der einflussreiche DOSB setzt sich gegen eine Anerkennung des E-Sports als Sport ein, weshalb auch der Weg zur Gemeinnützigkeit größtenteils versperrt wird.

Befeuert wird die ablehnende Haltung durch das ewig gestrige Killerspiel-Image, mit dem der E-Sport immer wieder konfrontiert wird (Link). Für viele Politiker ist der E-Sport dadurch ein „heißes Eisen“. Wer sich offen für eine staatliche Förderung des E-Sports ausspricht, riskiert die Gunst der Wählerschaft.

SH machte den Anfang

Es überrascht kaum, dass es auf Bundesebene daher kein einziges E-Sport-Förderprogramm gibt. Definitiv kein Förderprogramm stellen die 2020 beschlossenen Visum-Erleichterungen von ausländischen Profi-E-Sportlern dar. Denn das Ziel der Rechtsänderung war es, dem Bedeutungszuwachs, den der internationale E-Sport auch in Deutschland erlangt hat, Rechnung zu tragen (Link). Es ging nicht darum, dem Aufbau von E-Sport-Strukturen in Deutschland finanziell unter die Arme zu greifen.

Umso erfreulicher ist es deshalb, dass es auf Landesebene vereinzelte Förderprojekte gibt. Den Anfang machte Schleswig-Holstein (SH) im Februar 2019. Damals verkündete das Innenministerium in Kiel, dass es das „bundesweit erste, öffentlich geförderte Landeszentrum für eSport und Digitale Kompetenz“ aufbauen wolle (Link). Aus dieser Ankündigung ist das LEZ.SH entstanden. Anschließend folgten noch die E-Sport-Förderrichtlinien für die Jahre 2019 und 2020 (Link). Das Ziel der Förderrichtlinien war es, durch Vereine und Organisationen Strukturen im E-Sport aufzubauen, indem beispielsweise Gelder für E-Sporträume und ganze E-Sportvereinsheime zur Verfügung gestellt wurden. Auch 2021 wird es in SH wieder eine E-Sport-Förderung von 100.000 € geben.

Einzigartiges Projekt in NRW

Andere Bundesländer zogen nach. Im September 2020 fiel in Nordrhein-Westfalen (NRW) der Startschuss für ein einzigartiges Projekt des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration gemeinsam mit dem Landessportbund NRW. Für das Projekt mit dem Namen „Förderung von E-Sport als Angebot der außersportlichen Jugendarbeit im Sportverein“ wurden sog. Modellstandorte ausgewählt, die PCs oder Konsolen erhalten. Diese verpflichten sich im Gegenzug zur Teilnahme an Schulungen und weiteren Qualifizierungsmaßnahmen. Das Ganze wird begleitet durch die FH Münster, die den E-Sport so wissenschaftlich unter die Lupe nimmt (Link).

Das insgesamt 3 Jahre dauernde Projekt wurde offenbar gut angenommen. Denn beworben haben sich mehr als 80 Sportvereine, von denen lediglich 20 gefördert werden (Link). Fahrt aufnehmen soll das Projekt im Frühjahr 2021 – wenn also die Corona-Beschränkungen es erlauben.

E-Sport Hub mit Sonderstellung

Innerhalb der staatlichen Förderprogramme nimmt der E-Sport Hub in Magdeburg eine Sonderstellung ein. Anders als die Programme in NRW und SH handelt es sich bei dieser staatlichen Förderung des Landes Sachsen-Anhalt (ST) um eine Wirtschaftsförderung. Der eSport Land Sachsen-Anhalt e. V., als Trägerverein des E-Sport Hubs, soll u. a. dazu beitragen, den Wirtschaftsfaktor E-Sport für Unternehmen in ST zu etablieren. Der Hub soll als Knotenpunkt und Ansprechpartner für Unternehmen fungieren, die sich im Business E-Sport betätigen wollen (Link).

Dass Sachsen-Anhalt es ernst meint, zeigt die Fördersumme, mit der der Hub bezuschusst wird. Knapp 200.000 € stellt das Land dem Trägerverein zur Verfügung, um das Landesimage zu stärken, wie es offiziell heißt. ST geht in Sachen E-Sport-Förderung einen anderen Weg, der nichtsdestotrotz Interesse weckt.

Im Saarland wird noch diskutiert

Im Dezember 2020 wurde im Landtag in Saarbrücken diskutiert, ob der E-Sport staatlich gefördert werden soll. Konkret geht es dabei um 200.000 € für zwei Jahre. Die SPD- und Teile der CDU-Fraktion (beide bilden zusammen die Regierungskoalition) befürworten eine Förderung im Saarland (SL), um die sich im Aufbau befindende Gaming-Start-up-Szene zu stärken. Doch vonseiten einzelner CDU-Abgeordneten und dem Landessportverband SL regt sich unüberhörbarer Widerstand (Link). Ob es demzufolge eine E-Sport-Förderung im SL geben wird, ist (für Außenstehende) gegenwärtig noch unklar.

Das saarländische Beispiel verdeutlich die Schwierigkeit, den E-Sport zu fördern. Vertreter des klassischen Sports befürchten, ihm könnten Fördergelder weggenommen und dem E-Sport zugeführt werden. Dass das nicht so sein muss, zeigen Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. Beide Länder fördern den E-Sport aus den Kassen „Digitales“. Ein Modell, das Schule machen könnte.

Fazit

Die Bedeutung des E-Sports für Gesellschaft und Wirtschaft wird weiter anwachsen. Das Saarland und zuletzt auch Bayern (Link) zeigen, dass sich mehr und mehr Landespolitiker dazu durchringen können, den E-Sport zu fördern. Die Bundesländer wären also gut beraten, die Potenziale für sich zu nutzen und den E-Sport zu fördern. Das bietet zugleich die Chance, seine Entwicklung konstruktiv zu beeinflussen.

Ein Run der Bundesländer auf den E-Sport wird jedoch ausbleiben. Vielmehr zeichnet sich ab, dass die Landesparlamente zwar zögerlich, aber nach und nach Förderprograme auf die Beine stellen werden. Denn: Auch wenn niemand genau weiß, was der E-Sport konkret bringen wird, möchte sich niemand vorwerfen lassen, der Letzte zu sein, der durch’s Ziel läuft.

Dr. Oliver Daum, Anwalt im E-Sport (Kiel)

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