Seit einiger Zeit befindet sich der weltweite E-Sport in einer wirtschaftlich schwierigen Phase. Diese Phase ist gekennzeichnet durch Arbeitsplatzverluste, rückläufige Umsatzzahlen und Einschränkungen der Wettbewerbe. Doch was genau ist der sog. E-Sport-Winter? Welche Ursachen hat er und wie könnten mögliche Maßnahmen zu dessen Überwindung aussehen? Diesen und weiteren Punkten geht dieser Beitrag nach.
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Die E-Sportbranche erlebte in den 2010er Jahren ein beispielloses Wachstum. Viele Investoren zeigten sich bereit, in die innovative und zukunftsgerichtete Branche zu investieren. Gleichzeitig erhielt der elektronische Sport eine immer größere Aufmerksamkeit, die es für Unternehmen, die bisher nicht im E-Sport aktiv waren (nicht-endemische Unternehmen), attraktiv machte, darin zu werben. Es waren gute Zeiten für den E-Sport. In den vergangenen Monaten und Jahren durchzog jedoch ein eisiger Wind die Branche. Diese Phase wird als „E-Sport-Winter“ bezeichnet.
Geprägt ist diese Phase von finanziellen Schwierigkeiten, sinkenden Investitionen und einer Zunahme von Insolvenzen und Restrukturierungen. Betroffen sind auch große Organisationen und Stakeholder aus Deutschland. Neben Fragen zu den möglichen Ursachen und Folgen des E-Sport-Winters stellt sich insbesondere eine entscheidende Frage: Welche Strategie können Stakeholder ergreifen, um diese Krise zu überwinden und zukünftige zu verhindern?
Der Begriff „E-Sport-Winter“ ist nicht offiziell definiert. Ohnehin ist unklar, was genau darunter zu verstehen ist. Einige sprechen von einer üblichen Rezension in einem zyklischen Wirtschaftsmarkt. Andere sprechen von der erwarteten Marktbereinigung nach einem Investorenhype oder dem Platzen der E-Sport-Bubble. Auch für Dr. Timo Schöber, E-Sportexperte und Ökonom, ist der E-Sport-Winter
„nichts anderes als ein ökonomisch sinnvoller sowie üblicher Marktbereinigungsprozess. Viele Organisationen, die wirtschaftlich ungenügend oder gar betrügerisch gearbeitet haben, sind vom Markt verschwunden. Eine Verengung der monetären Mittel im Markt hat dafür gesorgt, dass nur ökonomisch gesunde Projekte, Organisationen und sonstige Marktteilnehmer übriggeblieben sind. Daher ist dies nicht als „Winter“ zu bezeichnen, sondern als marktüblicher Mechanismus des Strukturwandels.“
Erste konkrete Anzeichen für einen E-Sport-Winter soll es bereits im Jahr 2021 gegeben haben. Seither wird der Begriff zwar häufig verwendet, um die gegenwärtige Krise der Branche zu bezeichnen. Eine allgemeine Verbindlichkeit besteht allerdings nicht.
Mehr Einigkeit besteht hingegen bei der Benennung der verschiedenen Auswirkungen. Die Krise ist gekennzeichnet von finanzieller Instabilität und Unsicherheit. Typische Folgen sind u. a.:
Wie die Aufzählung zeigt, können alle Akteure der Branche betroffen sein: vom Social-Media-Manager zum Spieler bis hin zur Geschäftsleitung.
Auch in die deutsche Branche erhielt der eisige Hauch des E-Sport-Winters Einzug. Hier hat es in der letzten Zeit ebenfalls bedeutsame Stakeholder und Organisationen getroffen. Im September 2022 wurde beispielsweise die E-Sport-Organisation Penta 1860 wegen versäumter Zahlungen aus dem League-of-Legends-Wettbewerb Prime League ausgeschlossen. Im Mai 2023 wurde über das Vermögen der Cowana GmbH, die der professionellen E-Sport-Landschaft Teams stellte, das vorläufige Insolvenzverfahren eröffnet. Und im März 2024 verabschiedeten sich mit eSport Rhein-Neckar (ERN) und Sprout eSports zwei Urgesteine aus der deutschen Profi-Szene.
Die Beispiele zeigen, dass der Ansatz „too big to fail“ keine probate Strategie darstellt, sicher durch die Krise zu kommen. Darüber hinaus dürfte es viele kleinere Teams und Organisationen gegeben haben, die ebenfalls in schwierige finanzielle Fahrwasser geraten sind oder gar den Betrieb einstellen mussten. Über das Schicksal dieser Stakeholder wird jedoch weniger berichtet. Die vielen Pleiten, Geschäftsaufgaben und -übernahmen führen nicht zuletzt zu einer pessimistischen Wettbewerbsdynamik innerhalb der Branche, sondern auch zu einer Verkleinerung der Ligen.
Die möglichen Ursachen für den E-Sport-Winter sind genauso vielschichtig, wie die verschiedenen Stakeholder, die dieser Krisenphase erlegen sind. Denn der Grund für die Geschäftsaufgabe o. ä. einer Organisation muss nicht zwangsläufig auch auf eine andere Organisation zutreffen. Nichtsdestotrotz lassen sich bestimmte Hauptgründe herausstellen:
Daneben sind auch die üblichen Gründe wie die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg oder die Inflation als Pleitentreiber zu benennen.
Können aus dem E-Sport-Winter wertvolle Erkenntnisse gezogen werden? Falls ja: Welche Maßnahmen können ergriffen werden, um diese Krise zu überwinden und zukünftige Winter zu verhindern? Auf diese Frage der richtigen Strategie zur Überwindung der E-Sport-Krise gibt es keine einfachen Antworten. Dafür ist das Thema zu komplex. Es können nur Vorschläge gemacht werden, um einen erneuten E-Sport-Winter zu verhindern:
In welchem genauen Abschnitt des E-Sport-Winters wir uns momentan befinden, lässt sich nicht sagen. Es kann durchaus sein, dass in den kommenden Monaten weitere Big Player den Betrieb aufgeben müssen. Es kann aber auch sein, dass wir uns nunmehr am Ende der kalten Jahreszeit befinden.
Zweifellos stellt aber der E-Sport-Winter für die weltweite Branche eine der größten Herausforderungen dar. Doch wie jede Krise bietet auch diese Phase die Chance zur Erneuerung und Verbesserung. Mit der Implementierung nachhaltiger Geschäftsmodelle, der Diversifizierung der Einnahmequellen und der Förderung der Nachwuchsarbeit kann die Branche nicht nur diese Krise überstehen, sondern gestärkt daraus hervorgehen. Es liegt nun an den Akteuren der E-Sport-Welt, die richtigen Lehren aus dem E-Sport-Winter zu ziehen und die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um eine prosperierende Zukunft sicherzustellen.
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Dr. Oliver Daum, Anwalt im E-Sport (Kiel), Fachanwalt IT-Recht, Datenschutzbeauftragter (IHK), IT-Sicherheitsbeauftragter (IHK)
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