Im deutschen eSport treten vermehrt professionelle Wettanbieter auf den Plan. Wettfreunde können ihre Euros auch bei eSport-Wettbewerben setzen und auf satte Geldgewinne hoffen. Nur: Wetten im eSport bewegen sich noch mehr in einer rechtlichen Grauzone als Sportwetten. Ein Beitrag zur Legalität von eSportwetten in Deutschland.

Es war nur eine Frage der Zeit bis professionelle Wettanbieter ihre Dienste auch im eSport anbieten. Denn die Wettmöglichkeiten bei eSport-Wettbewerben sind ähnlich wie bei herkömmlichen Sportwetten: Es kann auf ein bestimmtes Ergebnis eines Matches gesetzt werden, ob ein Substitute eingewechselt wird oder nicht und ob ein bestimmtes Team den Sieg holt. Im Grunde genommen könnte auf jedes Ereignis gesetzt werden, dessen Eintritt vom Zufall abhängt.

Über Sportwetten wird häufig gesagt, diese bewegten sich in einer rechtlichen Grauzone. Das stimmt! Richtig ist aber auch, dass die staatlichen Behörden Sportwetten in Deutschland bewusst dulden (müssen), weil sich die Gesetzgeber noch nicht auf ein praxistaugliches Regelwerk einigen konnten. Solange dies der Fall ist, haben Freunde der Sportwette nicht zu befürchten, belangt zu werden. Anders sieht es für Wetten im eSport-Bereich aus. Hier könnte sogar eine Freiheitsstrafe von bis zu sechs Monaten (§ 285 Strafgesetzbuch) drohen. Die Erklärung:

Sportwetten in Deutschland sind weder klar erlaubt noch verboten

In Deutschland gibt es das staatliche Glücksspielmonopol. Das bedeutet, dass Glücksspiele wie Poker, Lotterie, Sportwetten oder Roulette nur vom Staat oder unter dessen strenger Aufsicht betrieben werden dürfen. Der dabei verfolgte Zweck hat einen ernsthaften Hintergrund: Glücksspiele haben ein sehr hohes Suchtpotenzial mit erheblichem finanziellem Risiko. Und damit Familienmütter und -väter nicht an jeder Straßenecke den Lockrufen des schnellen Geldes erliegen, werden Glücksspiel-Angebote staatlich begrenzt.

Der Zweck der Suchtprävention ist wichtig, aber in Zeiten von Online-Wettangeboten nur teilweise realisierbar. Dieses grundlegende Problem hatte der Gesetzgeber seinerzeit auch erkannt, als er 2008 den Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV 2008) in Kraft treten lies. Die Lösung war, alle onlinebasierten Glücksspiele – also auch Sportwetten – zu verbieten (§ 4 Abs. 4 GlüStV 2008). Erlaubt waren nur ortsfeste Glücksspiele.

Doch das Problem wurde dadurch nicht gelöst. Denn die Anbieter der Online-Wettangebote wanderten ins Ausland ab und entzogen sich so den Restriktionen des GlüStV 2008. Und weil Anbieter sämtlicher Glücksspiele vom Ausland aus via Internet auf den deutschen Markt drängten, ohne an das deutsche Recht gebunden zu sein, entstand eine rechtliche Grauzone.

Klagen stoppte Vergabe von Konzessionen

Um in dieser Grauzone für Ordnung zu sorgen, änderte der Gesetzgeber zum Jahre 2012 den GlüStV 2008. Von nun an sollte es bundesweit maximal 20 privaten Anbietern per Konzession erlaubt werden können, Sportwetten in Deutschland online und ortsgebunden anzubieten (§§ 4a ff. Erster Glücksspieländerungsstaatsvertrag, sog. „Experimentierklauseln“).

Einige Anbieter wie Tipico und Tipwin, die keine Konzession erhielten, klagten dagegen (Quelle). Das hatte zur Folge, dass bis heute keine einzige Konzession offiziell vergeben wurde. Die Anbieter von Sportwetten in Deutschland werden von den staatlichen Behörden gegenwärtig bloß geduldet – die rechtliche Grauzone besteht also nach wie vor.

Das ist auch der Grund, warum es keine amtliche Liste mit offiziellen Anbietern von Sportwetten in Deutschland gibt – wie dies in Schleswig-Holstein der Fall ist (Quelle). Eine solche Liste wäre aber für jeden rechtsschaffenden Wettfreund notwendig.

Finger weg von eSportwetten!

Was bedeutet all das nun für die Legalität von Wetten im eSport? Ob eSportwetten in Deutschland legal sind oder nicht, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt alles andere als klar. Auch wenn den Anbietern der Sportwetten aller Wahrscheinlichkeit nach eine schriftliche Duldungsverfügung ausgestellt wurde, käme es auf deren inhaltliche Ausgestaltung an. Es ist davon auszugehen, dass die Duldungsverfügungen nur für Sportwetten ausgestellt wurden und nicht auch für den eSport.

Als Ergebnis ist festzuhalten, dass Wetten im eSport nicht nur ein Glücksspiel sind, sondern auch ein Spiel mit dem Feuer. Es ist daher zu empfehlen, von diesen Wetten vorerst die Finger zu lassen. Kein Wettfreund sollte hier auf die gleiche Toleranz der Strafverfolgungsbehörden hoffen wie bei den herkömmlichen Sportwetten.

Rechtsanwalt Dr. Oliver Daum, Kiel

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